Sonntag, 5. März 2017
Arbeiten im Schlaraffenland

Kommen wir jetzt zum anderen Einwand gegen das bedingungslose Grundeinkommen. Nach Einführung desselben würde sich die Faulheit in der Gesellschaft ausbreiten, heißt es. Niemand mehr würde Scheißjobs machen wollen. Gerhard Schröder behauptete daher, es gäbe kein Recht auf Faulheit und setzte Hartz 4 durch mit Zwangsarbeit, Schikanen und allem, was sonst noch dazugehört. Anhänger des bedingungslosen Grundeinkommen wollen jedoch genau dieses Recht etablieren. Sie sehen die Sache also genauso falsch wie die Gegner des bedingungslosen Grundeinkommens. Denn die Wahrheit ist: Die Arbeitslosigkeit wird nach Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens abnehmen, nicht zunehmen!

Abgesehen davon, daß Arbeitslosigkeit nicht die Folge von Faulheit ist, müßte man sich doch fragen, warum denn plötzlich die Faulheit um sich greifen sollte, nachdem das bedingungslose Grundeinkommen eingeführt wurde. Genau wie im bestehenden Sozialsystem würden unter dem Regime des bedingungslosen Grundeinkommens die Arbeitslosen ihre Stütze haben, die Nicht-Arbeitslosen ihr Gehalt und ihren Lohn beziehen, und zwar in derselben Höhe. Die Preise würden sich nicht ändern. Warum sollte irgendjemand davon faul werden, der es bisher nicht war?

Doch etwas verändert sich: Der Produktionsfaktor Arbeit wird billiger. Ganz besonders gering bezahlte Arbeit wird billiger. Denn das Grundeinkommen wird ja auf den Lohn und das Gehalt angerechnet, wie wir schon feststellten. Genau dieser Umstand wird dazu führen, daß Arbeitslosigkeit abnimmt, nicht zunimmt. Die Wirtschaft wird konkurrenzfähiger werden besonders im Verhältnis zur Produktion in Fernost. Da ist es dann auch kein Wunder, daß gerade Kreise sich für das bedingungslose Grundeinkommen begeistern, die nicht im Verdacht stehen, die wirtschaftlichen Interessen kleiner Leute zu vertreten.

Wenn erst das bedingungslose Grundeinkommen eingeführt wird, wird auch das Thema Mindestlohn hinfällig, denn das bedingungslose Grundeinkommen sichert ja bereits die Existenz. Wenn man keinen Mindestlohn braucht, kann der Mindestlohn auch durch die Schattenwirtschaft nicht ausgehebelt werden. Und auch für diejenigen, die sich dort verdingen müssen, ist ihre Existenz gesichert. Nur für illegale Migranten brechen harte Zeiten an, soweit sie nicht berechtigt sind, das bedingungslose Grundeinkommen abfassen zu können.

Desweiteren senkt die Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens die Lohnnebenkosten, die Arbeit teurer machen. Generell wird Arbeit billiger, wenn Kosten der Allgemeinheit, die bislang an die Arbeit gebunden sind, von der Staatskasse übernommen werden. Anstelle des Systems der Krankenkassen könnte man ein steuerfinanziertes Gesundheitssystem etablieren. Auch die anderen Teile der Sozialversicherung können durch die Steuer finanziert werden und nicht durch Beiträge in Zwangsversicherungen, die Arbeit teurer machen. Sinnvoll wäre darüber hinaus, den Transport im öffentlichen Personennahverkehr durch den Steuerzahler übernehmen zu lassen. Auch das macht Arbeit billiger. Bezahlen soll das alles der Steuerzahler, also die Gutverdienenden, die lieber massenhaft alten Plunder erwerben und ihr ganzes Haus damit vollstellen, als sich von demselben Geld Hausangestellte zu leisten.

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