Sonntag, 12. März 2017
Ehe für niemanden!

Friedrich Engels behauptete in einem seiner berühmten Aufsätze nicht nur, daß im Laufe der Menschheitsgeschichte mehrere Modelle des Zusammenlebens zwischen Generationen und Geschlechtern aufeinanderfolgten: Horde, Paarungsfamilie, Panaluafamilie, monogame Familie, sondern daß das gesellschaftliche Bewußtsein Zeit benötigt, um Veränderungen in der sozialen Realität wahrzunehmen. Zwar behandelte Friedrich Engels die Vor- und Frühgeschichte der Menschheit. Doch kann man diese Behauptung auch für die Gegenwart aufrechterhalten. Die moderne Gesellschaftsverfassung unterstellt nach wie vor ein in der sozialen Wirklichkeit längst überholtes Modell des Zusammenlebens: das der bürgerlichen Kleinfamilie.

Die bürgerliche Kleinfamilie

Sie entstand vor einigen Jahrhunderten. Erwerbsarbeit war für Weiber zu jener Zeit nicht vorgesehen. Bildung demnach erst recht nicht. Vorgesehen war stattdessen die Heirat. Hauswirtschaft, also Wäsche waschen, Kinder bespaßen etc. war Aufgabe der Weiber. Dafür gab es zwar gesellschaftliche Anerkennung aber keine materielle Vergütung. Höchstens Haushaltsgeld. Im Gegenzug waren verheiratete Weiber aber auch wirtschaftlich über den Ehemann abgesichert. So sieht es traditionelles bürgerliches Gesetz vor.

Ehemänner waren als Vormund für ihre Weiber vorgesehen. In allen familiären Fragen hatten die Ehemänner das letzte Wort. Trinkende, gewalttätige Ehemänner waren ein schweres Schicksal für die armen Weiber.

Doch inzwischen hat sich einiges geändert: Der Kapitalismus verlangt nach der Arbeitskraft der Weiber. Nunmehr arbeiten also auch sie. Auch die Notwendigkeit, Berufe zu erlernen, sieht die Gesellschaft inzwischen ein. Darüber hinaus hat sich die freie Liebe etabliert, besonders nach Einführung der Pille. Die Folge sind Heerscharen alleinerziehender Weiber, die nicht nur ihre Bratzen am Hacken haben sondern sich auch wirtschaftlich selbständig über Wasser halten müssen. Sie sind speziellen sozialen Risiken ausgesetzt, die auch ihre Kinder gesellschaftlich benachteiligen.

Doch nach wie vor gilt die bürgerliche Kleinfamilie als Norm. Inzwischen selbst absurderweise für homosexuelle Paare. Auch Familienpolitik setzt stets bürgerliche Kleinfamilien voraus, etwa bei Vaterschaftsmonaten etc. Was ist, wenn Väter nicht greifbar sind? Und dann gibt es noch diese Väterrechtler, die einerseits gegen die Unterhaltspflicht gegen ihre früheren Partner streiten und andererseits dazu ihre Kinder mißbrauchen, weil die Norm der bürgerlichen Kleinfamilie ihnen das Recht dazu gibt, die daraus hervorgehenden Verpflichtungen aber längst vergessen wurden.

Schaffen wir diese bürgerliche Kleinfamilie also endlich ab! Im folgenden seien die Punkte aufgezählt, die hierbei wichtig sind:

Rahmen-Masterplan für die Abschaffung von Ehe & Familie.

  • Das Personenstandswesen wird abgeschafft. Standesämter werden privatisiert. Ehen und Partnerschaften werden hinfort nicht mehr amtlich registriert. Alle Bezüge zum Personenstand werden im Rechtswesen beseitigt, insbesondere im Steuerrecht und im Sozialsystem.
  • Frauen behalten ihr Leben lang ihren Mädchennamen.
  • Die Erziehungsverantwortung für minderjährige Kinder liegt grundsätzlich nur bei einer Person. Das wird in der Regel die leibliche Mutter sein.
  • Kinder nehmen den Nachnamen des Erziehungsverantwortlichen an.
  • Getrennt lebende Partner werden von der Unterhaltspflicht befreit. Staatliche Sozialleistungen ersetzen den Unterhalt. Diese müssen derart gestaltet sein, daß Segregation insbesondere im Bildungswesen in Folge der sozialer Risiken, denen alleinerziehende oder arme Eltern ausgesetzt sind, ausgeschlossen ist. Daher muß der Anspruch auf kostenlose institutionelle Kindererziehung in Kindergärten und -tagesstätten etabliert werden.

Kommentar

Das alles mutet dem Sozialstaat neue Lasten zu. Dabei wird zwar das Privatpatriarchat der trinkenden, gewalttätigen Ehemänner, von denen die Weiber jedoch wirtschaftlich abhängig sind, abgeschafft. An dessen Stelle tritt jedoch das Staatspatriarchat, das Weiber unter die Vormundschaft von Sozialämtern stellt.

Das habt ihr nun von all Eurem Feminismus, der freien Liebe und dem gleichberechtigtem Zugang zu Bildung! Schützen wir doch wenigstens dieses Staatspatriarchat! Denn das ist immer noch besser als das Privatpatriarchat der trinkenden, gewalttätigen Ehemänner, das Euch Blaustrümpfe nennt, wenn ihr studiert habt und Euch auslacht, wenn ihr im 30. Lebensjahr nicht verheiratet seid! Stärken wir also den Sozialstaat, den Umverteilungsstaat! Der setzt jedoch der Erfahrung nach den Nationalstaat voraus. Doch haltet Euch unbedingt von all diesen zwar berufstätigen, mehrfach geschiedenen, dennoch aber reaktionären Weibern wie Eva Hermann, Marine Le Pen und Frauke Petry fern! Die haben sich nämlich auch nicht von dieser bürgerlichen Kleinfamilie emanzipiert obwohl sie das Gegenteil davon leben.

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